Endlich Frühlingsgefühle

In Schüben kommt der Winter immer wieder, wie das Corona Virus. Hoffnungsvoll und frühlingshaft lugen die weißen Köpfchen der Märzenbecher in Bad Überkingen aus dem Schnee. Eine Wanderung auf dem siebeneinhalb Kilometer langen Wald & Wasser-Weg durch das Au- und Rötelbachtal.

Der Feldweg führt aus Bad Überkingen heraus und biegt rechts ab. Bergauf geht es direkt in den Wald hinein. Weiß schimmert es am Wegesrand. Die beiden Wanderer, die ein Stück voran gehen, blicken sich immer wieder suchend um. Aber auch wer genau hinschaut, entdeckt nur pappigen, nassen Schnee. Keine Spur von den weißen Glocken, von denen es hier im Autal nur so wimmeln soll.

Wo sind sie denn?

Ein Blick auf die Karte mit dem Verlauf des Wald & Wasser-Weg zeigt, dass es noch ein Stück bis zu den Autal-Wasserfällen ist. Kurz davor sollen die zarten Pflänzchen sprießen. „Märzenbecher mögen es feucht und schattig“, weiß Thomas Straub von der Tourist-Info Bad Überkingen. Also, weiter und Richtung Wasserfälle. Bald darauf ist tatsächlich ein leises Plätschern zu hören und ein Bachlauf ergießt sich über den Wanderweg.

Sie mögen‘s nass

Es sind zwar noch nicht die Autal-Wasserfälle, aber jetzt heißt es Augen auf. Ein kleines grünes Büschel blitzt am Wegesrand auf. Und dann, da – noch eins und noch eins: Tausende weiße Blüten. Die Teppiche in grün mit weißen Punkten ziehen sich über die Hänge und tiefer in den Wald hinein. Allzu neugierige Besucher haben darauf kleine Trampelpfade angelegt. „Einige Wanderer können nicht nahe genug an die Blumen kommen, um das beste Foto zu schießen“, weiß der Touristiker, der die Märzenbecherblüte schon über 30 Jahre schätzt. Das Naturschutzgebiet Autal ist Lebensraum zahlreicher selten gewordener Pflanzen und Tiere.

Sie stehen unter Naturschutz

Märzenbecher stehen unter Naturschutz und gelten nach der Roten Liste als gefährdet. Ihre Heimat sind feuchte Laubmischwälder. Die unzähligen weißen Glöckchen sorgen für Freude. Frühlingsgefühle trotz Schneeflocken, die gerade durch die Luft tanzen? „Immer wieder berichten mir Besucher mit leuchtenden Augen von dem Naturschauspiel“, sagt Straub, der selbst gerne zu den Blühflächen pilgert. „Dieses Jahr blühen sie rund zwei Wochen länger“, mutmaßt er. Denn die Wintereinbrüche mit Schnee und Kälte scheinen die Blüten zu konservieren.

Zarte Frühlingsboten

So fein und zart die Glöckchen auch sind, brechen sie hier überall aus dem Schnee und dem Unterholz hervor. Der Märzenbecher ist schneller, als sein Name verspricht. Denn er blüht oft schon im Februar, manchmal sogar früher als sein Familienmitglied, das Schneeglöckchen. Mit seinen weißen, glockenförmigen Blüten ist er aber mindestens genauso schön.

Wasser als Thema

Nicht nur der Wald, auch das Thema Wasser ist bei dieser Wanderung allgegenwärtig: Es versickert auf der Albhochfläche im porösen Kalkgestein und plätschert entlang des Wanderwegs an zahlreichen Stellen wieder hervor. Man passiert auf der Wanderung mehrere kleine Wasserfälle, eine Kneipp-Anlage und moosgrün bewachsene Kalktuff-Terrassen. Ausblicke gibt es auf Bad Überkingen, das man nach rund drei Stunden wieder erreicht.

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