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Strand satt

Fischland-Darß-Zingst in Mecklenburg-Vorpommern ist zwar kein richtiger Geheim Tipp mehr, aber an den endlosen Stränden von Deutschlands größter Halbinsel verlaufen sich die Gäste ganz von selbst – auf rund 60 Kilometer Sand.

 Auf der Seebrücke in Zingst, an deren Ende eine Tauchglocke auf den Grund der Ostsee geht, ist im Sommer immer viel los. Urlauber genießen den Wind im Gesicht, essen Waffeln von Maiks legendärer Waffelbude oder lassen sich einfach durch ihren Urlaubstag treiben. Am Strand entlang – immer in Richtung Osten – werden die Strandkörbe und bunten Strandmuscheln bald weniger. Die Handtücher müssen hier nicht dicht an dicht gelegt werden, denn der Strand des Seebads ist über 15 Kilometer lang. Ab dem Strandabschnitt 22 dürfen auch Vierbeiner in den heranrollenden Wellen spielen. Hinter dem Deich, auf dem ein Fuß- und Radweg verläuft, beginnt bald schon der Osterwald. Der Darßwald verströmt durchaus Urwald Feeling mit all dem Totholz und bemoosten Bäumen. Er bietet nicht nur Vögeln Schutz, sondern ist auch Lebensraum von Rehen, Rot- und Schwarzwild.

Vom Strand in den Wald

Ein krummer Holzzaun versperrt das Weiterkommen am Wasser – der Strand ist ab jetzt nur noch Rückzugsgebiet für die Vögel. Nach rechts und über den Deich geht es am Wald entlang - in Richtung Sundische Wiese. Der Name ist abgeleitet von den „Stralsundischen Wiesen“, da die Flächen einst zum Einzugsgebiet Stralsunds gehörten. Die Landzunge wurde während des Zweiten Weltkriegs militärisch genutzt, danach begann ihre Renaturierung. „Heute ist sie Teil des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft“, erklärt Natur Fotograf Mario Müller, der hier regelmäßig Seeadler beobachtet. Er lebt in der Bernsteinstadt Riebnitz-Damgarten, direkt am südlichen Zugang zur Halbinsel, und ist Seeadler-Regionalkoordinator für die Region Mecklenburg-Vorpommern. Durch seine langjährige Tätigkeit als Adler Betreuer weiß der Vogelexperte, wo die majestätischen Tiere am besten beobachtet und fotografiert werden können. „Die äußerste Spitze – ganz im Osten – Pramort genannt, eignet sich besonders gut zur Beobachtung der Tiere“, weiß der Fotograf aus Erfahrung. Heute ist weit und breit kein Seeadler zu sehen und das, trotz steigender Zahlen. Inmitten dieser einzigartigen Naturlandschaft liegt das Hotel Schlösschen Sundische Wiese, um 1900 als Jagdschloss erbaut. Es ist das einzige Hotel direkt am Nationalpark. Zumindest auf den Tafeln dort sind die majestätischen Tiere zu sehen.

Einer der schönsten Strände der Welt

Rund 25 Kilometer entfernt – genau an der westlichsten Spitze liegt der Darßer Weststrand. Laut Fernsehsender arte gehört der knapp 15 Kilometer lange Strand zu den schönsten Stränden der Welt. Hier gibt es keine Strandkörbe, Imbisse und Parkplätze, denn hierher kommt man nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad – durch den Wald. In den Sonnenstrahlen, die es durch sein Blätterdach schaffen, tanzen feine Staubteilchen. Es duftet nach Kiefern und Meer. Denn der feinsandige Strand grenzt direkt an den Wald an. „Umgestürzte Bäume werden hier liegengelassen“, erzählt Mario Müller, der auch diesen urwüchsigen Abschnitt der Halbinsel gut kennt. Je weiter weg man sich von den Strandzugängen bewegt, desto weniger Menschen begegnen einem. Auf dem schier endlosen Strandspaziergang entdeckt man wilde Pflanzen, vom Wind verformte Bäume, naturbelassene Dünen und ein Foto Motiv nach dem anderen. Denn die herumliegenden Äste und Holzreste sind immer wieder von kreativen Urlaubern zu Unterständen zusammen gestapelt. Der gesamte Strandbereich ist FKK-Bereich, freiwillig versteht sich. Hunde können hier ganzjährig ohne Einschränkung herumtollen.

Der Darßer Ort

In diesem Strandbereich liegt der Darßer Ort mit dem über 160 Jahre alten und immer noch aktiven Leuchtfeuer. 134 Stufen sind es bis zur Aussichtsplattform des Leuchtturms. Darunter gibt es nur Landschaft und Wasser. An schönen Tagen reicht der Blick bis Warnemünde, Hiddensee und die dänischen Inseln Falster und Mön. Im Turm und darum herum ist das Natureum beheimatet, das die Besonderheiten der Natur und der Landschaft erklärt. In den 10000 Litern Salzwasser des Meeresaquariums tummeln sich über 30 verschiedene Lebewesen aus der Ostsee. Eine Pferdekutsche bringt müde Wanderer zurück nach Prerow.

Die Steilküste in Ahrenshoop

Vom Darßer Ort sind es knapp 15 Kilometer bis zur Steilküste von Ahrenshoop. Nur etwas über drei Kilometer lang ist dieser Strandabschnitt - vom Hohen Ufer bis zur Wustrower Seebrücke. Dafür punktet die ehemalige Künstlerkolonie mit bekannten Malern, wie beispielsweise Paul Müller-Kämpf. „Noch heute ist der Ort an der Steilküste ein Treffpunkt für Maler und Bildhauer“, erklärt Mario Müller. Die kleinen Kunsthäuser und Galerien zeigen wechselnde Ausstellungen. Im nahen Boddenhafen im Stadtteil Althagen liegen die Zeesboote vor Anker, die bis 1970 mit ihren Zeesen, kleinen Treibnetzen, auf Fischfang gingen und mit denen heute Touristen über den Bodden segeln, flaches Küstengewässer. Im Hafen Restaurant Räucherhaus gibt es immer eine Auswahl an frisch geräuchertem Fisch aus Bodden und Ostsee. Die gemütlichen Ortschaften Born und Wieck befinden sich ebenfalls auf der Halbinsel, liegen aber am Bodden. Die kleinen Ortschaften sind idealer Ausgangspunkt für Wanderungen und Radtouren durch den urwüchsigen Darßwald und hin zu den wilden, endlosen weißen Stränden.

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