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Vinschgau - zwei Länder, vier Menschen und eine bewegte Geschichte

In Nord- und Südtirol bietet die zwei Länder Skiarena - von Nauders am Reschenpass bis Sulden im Vinschgau - unbegrenzten Pistenspaß. Die Unterschiede in Lebensart und Mentalität der Einheimischen machen die Region besonders reizvoll -  Nord- und Südtiroler zeigen ihre Heimat

Winterwandern auf den Mutzkopf mit Naturführer und Lama Trecker Andreas Dilitz

Mit dem Sessellift geht es auf den 1812 Meter hohen Kleinmutzkopf. Zahlreiche Winterwanderwege führen durch die naturnahe Landschaft, beispielsweise zum Schwarzen See. Der Moorsee hat seinen Namen von der dunklen Farbe – jetzt ist er zugefroren und eine dünne Schneeschicht bedeckt die Oberfläche. „Die mit 3 Wege bezeichneten Touren führen die Gäste durch eine besondere Landschaft und erzählen von der Natur und der Kultur dieser Gegend“, erzählt Andreas Dilitz, der regelmäßig Gruppen durch die noch verschneite Landschaft führt. Auf seinem Bauernhof warten Waterloo, Ramos und Livio, die ihn beim Lama Trekking auf seinen Touren begleiten.

www.nauders.com

Zum Sonnenaufgang mit Pistenbully Fahrer Stefan Probst auf den Gueser Kopf auf über 2700 Meter

Es ist kurz nach sieben Uhr, dunkel und kalt. Knapp 20 Personen passen in den roten Pistenbully von Stefan Probst, in dem sonst das Personal zu den Almen gebracht wird. Immer montags und mittwochs holpern Gäste rund 40 Minuten zum höchsten Punkt im Skigebiet Nauders, dem Gueser Kopf auf 2750 Meter. Auch wenn sich die Sonne nicht so recht zwischen den Wolken hervortraut ist es ein magischer Moment mit dem Blick auf die Nauderer Berge des westlichen Ötztal, den Alpenhauptkamm im Süden und die Samnaunergruppe. Der Piz Lad wacht über dem Dreiländereck zwischen Italien, Österreich und der Schweiz. Bei gutem Wetter sieht man bis zur Zugspitze. Zurück geht es über die neu renovierte Stieralm zum Frühstücken. Hier verbrachten die Stiere der Region ihre Sommer, betreut von mutigen Stierhirten.

https://www.nauders.com/de/Ihr-Nauders/Im-Winter/Bergrestaurants

Im WLAN-freien Berghaus Maseben von Alessandro Secci, oberhalb des ursprünglichen Langtaufer Tals in Südtirol, lauscht man der Stille

Im Winter ist die Berghütte von Alessandro Secci Ausgangspunkt für Skitouren, Schneeschuh- und Winterwanderungen. Am Ofen kann man dem Alltag auf 2267 Meter Höhe entfliehen. Von Innen wärmt der Selbstgebrannte des Hüttenwirts, der auch ‚Gin auf Wunsch‘ kreiert. Frühstück, Mittagessen und das 3-gängige Abendmenü wird mit regionalen und saisonalen Produkten zubereitet. Die Gäste werden an der Talstation mit dem Shuttle-Service abgeholt. Das Langtauferertal ist abgeschieden und ursprünglich und bietet Möglichkeiten zum Eisklettern. Am oberen Ende des Langtauferer Tales, befindet sich auch die Weißkugelhütte auf einer Höhe von 2544 Metern an der Grenze zwischen Italien und Österreich. Mit Maseben hat Langtaufers auch ein eigenes kleines Skigebiet.

www.maseben.it

In einem der ältesten Gebäude von Glurns bietet der 26-jährige Thomas Ortler in seinem Restaurant Flurin eine respektvolle Kochkultur im Sinne nachhaltiger Verwertung

Konzentriert arbeitet der Jungkoch an den Menüs für seine Gäste im Flurinturm der kleinsten Stadt südlich der Alpen. Die Grundmauern des Turmes wurden auf das frühe 13. Jahrhundert datiert. In seiner modernen Küche verwertet er, wie ältere Generationen, möglichst alle Ressourcen. So stehen auch Zunge und Bäckle auf der Karte. Die Müllproduktion soll verringert werden, Produkte nachhaltiger verwendet und im Stile einer respektvolleren Kochkultur behandelt werden.

www.flurin.it

Die Berge formen seit Jahrhunderten Natur, Kultur und nicht zuletzt die Menschen im Vinschgau, zu dem geografisch gesehen auch das österreichische Nauders gehört. Der Reschensee mit seinem versunkenen Kirchturm ist das Wahrzeichen der Region Vinschgau und Hüter des versunkenen Dorfes, dessen Schicksal die Gegend ebenfalls geprägt hat,

Grenzüberschreitender Winterspaß – unterschiedliche Kulturen und eine schicksalhafte Geschichte

Die Bilderbuch Kulisse mit dem versunkenen Kirchturm von Alt-Graun, der einstigen Pfarrkirche St. Katharina, birgt eine traurige Geschichte. Als die Dorf Kirche im 14. Jahrhundert erbaut wurde, umgaben sie drei Naturseen: der Reschensee, der Mittersee und der Haidersee. Bereits zwischen 1939 und 1943, mit der sogenannten Option in Südtirol, kam Bewegung ins Leben der deutschsprachigen Grauner, die sich zwischen der faschistischen Diktatur und dem Deutschen Reich entscheiden sollten.

Zeit des Umbruchs

Während dieser Zeit des Umbruchs plante die faschistische Regierung bereits die Stauung des Reschen- und Mittersee zur Energiegewinnung, die bis 1950 von Elektrokonzern Montecatini umgesetzt wurde und das gesamte Dorf Graun und einen Teil des benachbarten Dorfes Reschen versenkte. Unter Wasser sind heute nur noch Überreste zu erkennen. Alle Gebäude wurden gesprengt, damit sie bei Niedrigwasser nicht immer wieder ans Tageslicht gelangen. „Nur der Kirchturm stand unter Denkmalschutz und musste erhalten bleiben“, erläutert Eva Feichter. Bei einer ersten Probestauung 1949 lebten noch die meisten Bewohner in ihren Häusern. „Das Wasser stieg bis zu den oberen Stockwerken“, berichtete ein Zeitzeuge in der Dokumentation ‚Das versunkene Dorf‘, die sich mit den Schicksalen der Betroffenen durch die Auswasserung befasst. Denn durch die Stauung verloren die meisten Grauner ihre Existenzgrundlage und in den eilig errichteten Baracken in Neu-Graun konnten nur noch wenige Familien von den verbleibenden Uferwiesen leben. Über 70 Prozent der Einwohner mussten abwandern, um anderswo nach freien Höfen zu suchen. „Alle zehn Jahre kommen die ‚Aussigwasserten‘ in Neu-Graun von überall her wieder zusammen“, weiß Feichter. 2010 fand wohl das letzte große Treffen statt, denn die Zeitzeugen, die als Kind ihr Dorf verlassen mussten, sterben aus. „Erst die heutige Generation hat sich mit dem See versöhnt“, so die Tourismusexpertin. „Der Reschensee ist inzwischen eine touristische Attraktion.“ Im Winter finden regelmäßig internationale Snowkite Wettbewerbe statt, Eissegler kommen vom In- und Ausland und in diesem Jahr wird die neue Kitestation am Seeufer eröffnet. „Bei uns kann der Gast zwischen Berg- und Wasseraktivitäten wählen“, zählt Feichter die Vorteile auf, die der Stausee inzwischen mit sich bringt und auf dessen Eisfläche sich gerade der einstige Kirchturm von Graun spiegelt.

www.vinschgau.net

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