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AUF OSTEREIERSUCHE IM ELSASS

Mandelblüte in Rosa und Weiß

Der Frühling auf der Weinstraße zwischen Straßburg und Colmar ist rosa. Eigentlich ist die Region wegen ihres Weins bekannt. Doch Anfang April tut sich bei den Reben nicht viel – ihre Triebe scheinen noch im Winterschlaf. Dafür sorgen die Mandelbäume entlang der 170 Kilometer langen Weinroute für Aufsehen. Der Mandelberg in Mittelwihr, zwischen Kaysersberg und Riquewihr, strahlt von weiß über hellrosa bis rosarot. Der kleine Ort gehört zu den ‚Ville fleurie‘, den blumengeschmückten Städten, hat aber lediglich zwei von den vier möglichen Rosen des Wettbewerbs ‚Concours des villes et villages fleuris‘ (blumengeschmückte Städte und Ortschaften). Jetzt zieht sich ein blühendes Band durch die Landschaft und verwandelt den Ort in ein pastellfarbenes Paradies. Mandelbäume gehören zur Familie der Rosengewächse und stehen den Edelgewächsen zur Blütezeit in nichts nach.

Verliebte Störche und alte Reben

Knapp sieben Kilometer entfernt weist das gelbe Blumenschild unterm Ortsnamen von Ribeauvillè vier Rosen auf. Zwar blühen auch hier ein paar Mandelbäume und Tulpen, Narzissen und Vergissmeinnicht leuchten bunt aus Kübeln, aber der Blick bleibt bei einem Storchenpaar hängen, das sein Nest auf einem Hausdach an der Hauptstraße hat. Die beiden sind gerade beim Putzen ihres Gefieders. Mit ihren spitzen, roten Schnäbeln zupfen sie sich gegenseitig an den weißen und schwarzen Federn. Die Radler und Autofahrer, die bei strahlendem Sonnenschein auf der ‚Route des Vins Alsace‘ unterwegs sind, scheinen sie nicht zu kümmern. Auch die Fotografen, die das ganze durch imposante Objektive beobachten, bringen die Vögel nicht aus der Ruhe. Schräg gegenüber vom Horst lädt das Schild von Bott Frères zur Weinprobe ein. Zwei Jahrhunderte Weinbautradition, die Böden der Region, alte Reben und das Mikroklima von Ribeauvillé kommen in ihren Weinen zum Ausdruck.

 

Zahlreiche pittoreske Dörfer, über denen sich die Burgruinen der Vogesen erheben, liegen auf der 45 Kilometer langen Strecke bis Ottrott, wo am zweiten Aprilwochenende der Ostermarkt lockt. „Die Ostermärkte haben eine lange Tradition im Elsass“, erzählt Anouck Sittre vom Tourismus Elsass. „In Ottrott stehen die Stände der Kunsthandwerker im Park der Domaine du Windeck, eine Anlage im englischen Stil des 19. Jahrhunderts.“ Auch einer der letzten Holzschuhmacher aus dem benachbarten Rosheim ist auf dem Markt zu finden. Die Ostereier sind im zehn Hektar großen Gelände hinter dem Herrenhaus dagegen gar nicht so leicht auszumachen.

Rouge d’Ottrott

Etwas unterhalb des Parks in der Rue Principale, am Place des Tilleuls, hat Jean-Charles Vonville seinen Weinverkauf. In seinem Weinkeller – in dem man die Osterdekoration vergeblich sucht – kann man die Spezialität des Ortes probieren. „Den ‚Rouge d’Ottrott‘ gibt es nur bei uns im Ort“, sagt der Winzer stolz. Es ist nicht die Rebsorte ‚Pinoir Noir‘, die auf dem Etikett des Rotweins prangt, sondern der Name des Städtchens. „Die Reben werden nur hier im Ort angebaut.“ Auf rund 30 Hektar erstreckt sich das Anbaugebiet für die ‚ rote Königsrebe‘ mit der „kontrollierten Dorf-Bezeichnung (‚Appellation Village Contrôlée‘), der der Klimawandel weit weniger ausmachen als den Weinstöcken mit den weißen Trauben.

 

Die Geschichte des ‚Rouge d’Ottrott‘ reicht bis ins Jahr 1109 zurück. Damals brachten Sankt Leonard Benediktiner aus dem Burgund ihre Weinreben mit hierher und bauten junge Rebstöcke an. „Im Burgund wird der Wein nach den Ortschaften und nicht nach der Rebsorte benannt – und nur in Ottrott daher eben auch“, macht Vonville klar. Da die Weinhänge im Ort dem Rotwein vorbehalten sind, baut der Weinbauer seinen Weißwein in den Nachbargemeinden an.

Die Heilige Odilia

Das malerische Ottrott mit den verwinkelten Gässchen und den bunten Fachwerkhäusern liegt am Fuße des Odilienbergs, dem heiligen Berg im Elsass. Schon von weitem sieht man den langgestreckten Rücken mit der imposanten Anlage, die nicht nur zu den Oster Messen einen Besuch wert ist. In zahlreichen Kurven windet sich die Straße von Ottrott über zehn Kilometer den Berg zur Klosteranlage hinauf. Jetzt ist der Wald mit den Kiefern, Fichten und Laubäumen noch licht und der Blick über die Vogesenkette reicht bis zum Horizont. Die weltbekannte Pilgerstätte mit der Heiligen Odilia als erste Äbtissin liegt 763 Meter hoch und feiert im kommenden Jahr ihr 1300-jähriges Bestehen. Neben den Klostergebäuden, in denen sich auch das Grab von Odilia befindet, steht die überlebensgroße Sandsteinstatue der Heiligen des Elsass.

 

Den Berg hinunter geht es nach Obernai. Hier sind ab Anfang April einen Monat lang die Straßen geschmückt, um den Frühling willkommen zu heißen. Zahlreiche Fachwerkhäuser verzieren ihre Fassaden mit bunten Ostereiern, Hasen und Kreationen aus Blumen. In den Bäckereien duftet es bereits in der Karwoche nach „Lamala“, einen Kuchen in Form eines Osterlamms. An Ostern gibt es eine spezielle Führung durch den Ort und bei einer zweistündigen Rallye durch die Stadt können sich Familien auf Ostereier Suche begeben. „Es ist schön, wie die Augen der Kinder leuchten, wenn sie bei einer richtigen Antwort eine Schokofigur erhalten“, sagt Corinne Dauriach, Aufenthaltsberaterin von Obernai, für die der Frühling im Elsass die schönste Jahreszeit ist – ein Traum in Rosa und Weiß.

Tipps

  • Essen und Trinken auf der Weinstraße: Hechtklöse bei A l’Ami Fritz in Ottrott, www.amifritz.com/de/; Flammkuchen im La Soupe a Mèmè in Obernai, www.lacourdememe.com
  • Übernachtungen auf der Weinstraße: Best Western Grand Hotel Bristol in Colmar, www.grand-hotel-bristol.com; Hostellerie des Chateaux et SPA in Ottrott, www.hostellerie-chateaux.fr; Im Kloster Hostellerie du Mont Sainte-Odile, www.mont-sainte-odile.com/hotellerie
  • Frühlings- und Osterveranstaltungen: Colmar feiert mit über 70 Ausstellern an zwei Plätzen der Altstadt, dem ‚Place des Dominicains‘ und dem ‚Place de l’Ancienne Douane‘, www.printemps-colmar.com; Im pittoresken Turkheim gibt es Ausstellungen rund um Ostern und die traditionelle Eiersuche, www.turkheim.fr;  Der Ostermarkt in Ottrott findet im Park der Domaine du Windeck statt, www.tourisme-alsace.com/de/258001882-Ostermarkt.html; Der elsässische Frühling, ‚Le Printemps d'Alsace‘ findet  in Obernai statt mit Führungen, einer Stadt Ralley und Ostereiersuche, www.obernai.fr; An Ostern kann man das traditionelle Ostergebäck im Écomusée d'Alsace selbst backen, www.ecomusee.alsace/de/

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