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ÜBERLEBEN IM SCHWARZWALD - EXPEDITION MIT DEM HÄGGLUND

Das Szenario: Motorschaden am Polarkreis – die Expedition muss zu Fuß weiter.

Auf dem Eisberg bei Nagold sind die Spuren der Zivilisation allgegenwärtig. Doch beim Survival Training – nur wenige Meter entfernt – stört das keinen.

Der Wind fegt über die Kuppe und obwohl die Sonne alles gibt, behält die klirrende Kälte die Oberhand. Die Teilnehmer des Camps haben sich gut eingepackt. Seit der Einführung ist klar: Eine Forschungsreise am Polarkreis ist kein Spaziergang. Wenn dann auch noch der Hägglund, das Überschneefahrzeug, liegen bleibt, geht es ums Überleben. Plötzlich wird aus der überschaubaren Fahrstrecke ein mehrtägiger Fußmarsch, die Vorräte schrumpfen und die Kälte wird - spätestens nachts - zum schlimmsten Feind.

 

„Es geht nicht darum, die nächsten 24 Stunden zu überstehen, sondern das Szenario zu leben“, erklärt Dieter Nell, der bei der Bundeswehr Fallschirmjäger und lange Jahre mit der Einheit im benachbarten Calw stationiert war.

Im Hägglund unterweg

Im Hägglund ist es eng, das schwimmfähige Mehrzweckfahrzeug hat ein Kettenlaufwerk und kommt damit auch in schwierigem Gelände durch. Die kleinen Fenster sind nach kurzer Zeit beschlagen. Jeder spürt die Beschaffenheit des Geländes am eigenen Leib. Doch dann bleibt das Fahrzeug plötzlich stehen und der Spaß ist zu Ende.

 

Fürs Team geht es jetzt ums Überleben - die ungeplante Notlage muss gemeinsam gemeistert werden. Das Nötigste dazu hat jeder im Rucksack – Isomatte, Schlafsack und warme Kleidung. Die Kiste mit Werkzeug, Leinen, Sicherheitsgurten und den Vorräten muss ebenfalls mit. Bevor das Abenteuer richtig beginnt, werden noch Karten und Kompasse verteilt – wichtige Orientierungshilfen im winterlichen Wald.

Am Seil die Felswand hinunter

Eine Felswand zwingt zur Rast und das Abseilen kostet Zeit, aber die Sicherheit steht an erster Stelle. Einer nach dem anderen wird heruntergelassen – einzelne Gepäckstücke segeln am Seil nach unten. Die Zeit läuft davon. Es ist wichtig, vor der Dunkelheit einen geschützten Schlafplatz zu errichten, ein Feuer zu entzünden und für genug Brennbares zu sorgen. Damit die nächtliche Feuerwache Material zum Nachlegen hat.

Lagerfeuer und Nachtlager

Endlich ist ein windgeschützter Platz gefunden. Herumliegende Ästen bilden das Gerüst für die Mini Hütte, die gerade so zum Unterkriechen reicht. Reisig dient als Unterlage und isoliert vor Kälte. Auch die Wände und das Dach werden aus dem nadeligen Geäst gebaut – je dichter geschichtet wird, desto geschützter sind die Lager. „Heute Nacht merkt ihr erst, wie gut ihr gebaut habt“, prophezeit Dieter. Worauf einige noch einmal nachbessern.

 

Währenddessen kümmert sich der Feuertrupp ums Holz. Das weiche Material des Feuerstahls aus der Expeditionskiste lässt sich gut abschaben und entzündet das Nest aus Baumwollwatte. Bald brennt ein kleines Feuer, das mit Birkenrinde und Splittern aus Kernholz gefüttert wird. Rasch lodern die Flammen, wärmen kalte Füße und trocknen nasse Socken.

Dosensuppe mit Kaninchen

Zur Büchsensuppe gibt es gegrilltes Kaninchen. Trotz der ‚Notlage‘ ist die Stimmung gut – auch wenn mit der untergehenden Sonne die Temperaturen sinken. Die Feuerromantik schafft es allerdings nicht, die Sorgen vor den nächtlichen Minusgraden ganz zu vertreiben. Der eine oder andere fragt sich sicherlich: „Worauf habe ich mich da eingelassen? War es wirklich eine gute Idee, mitten im Winter ein Survival Camp zu besuchen?“

 

Jeder macht in dieser Nacht eigene Erfahrungen. Der eine überschreitet eine Grenze, nimmt die Kälte mit Gelassenheit und verschläft die langen, dunklen Stunden mehr schlecht als recht. Andere sitzen stundelang bis zum Morgengrauen am Feuer, um den Minusgraden zu trotzen. „Viel passiert im Kopf“, weiß Dieter.

 

Der Tag danach, auch wenn die Herausforderungen der Nacht noch nicht ganz vergessen sind, ist man sich einig: Es war ein Erlebnis der besonderen Art – am Ende haben alle gemeinsam überlebt und im Sommer kann schließlich jeder im Freien übernachten.

Tipps

  • Survival Training: Individuelle Winter Survival Trainings können auf Anfrage von Oktober bis April von Gruppen, Firmen, Familien über den Hochseilgarten Nagold gebucht werden: www.hochseilgarten-nagold.de
  • Essen und Trinken: Sehr gute Fleisch- Fisch- und vegetarische Gerichte gibt es im Restaurant Talblick in Wildberg: www.talblick-wildberg.de

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