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KURZ VOR DEM AUFBRUCH - 31 WALDRAPPE BEREITEN SICH AUF IHREN ABFLUG IN DIE TOSKANA VOR

Bevor es über die Alpen nach Italien geht, wird noch ein letztes Mal geprobt. Die beiden Ziehmütter Corinna Esterer und Anne Schmalstieg sitzen mit den 31 schwarzen Jungvögeln auf der Wiese beim Waldrapp Camp in Hödingen. Mit ihren zitronengelben Shirts sind sie schon von weitem zu erkennen. „Die Vögel sind auf gelb positiv geprägt“, erklärt Biologe Johannes Fritz. Der Österreicher leitet das EU geförderte Projekt seit Anfang 2000 - mit dem Ziel bis 2019 drei Brutkolonien zu gründen, eine davon in Überlingen am Bodensee.

„Los, Waldi, los“

Der Waldrapp Experte sitzt bereits im Ultraleichtflugzeug, mit dessen Hilfe die Vögel das Fliegen erlernt haben. Er wartet bis die Ziehmütter das Kommando zum Aufbruch geben und da ertönt auch schon: „Los, Waldi, los. Dabei breiten sie die Arme auseinander. Eine der beiden nimmt in dem zweisitzigen Motorschirm Trike Platz – ein gelber Fleck am Himmel. Auch der Schirm ist gelb-blau, der sich beim Start aufbläht. Die Vögel drehen noch zwei Runden über dem Camp und folgen dann dem davonfliegenden Fluggerät.

Leben mit den Vögeln

Seit Anfang April verbringen Anne Schmalstieg und Corinna Esterer über zwölf Stunden am Tag mit den Tieren. „Wir leben mit den Vögeln und bringen ihnen alles bei, was sie zum Überleben brauchen“, sagt Corinna Esterer, die lachend meint, dass sie schon fast denke, wie ein Vogel. „Wenn ein Hund kommt, springen wir auf den Tisch“, fügt sie erklärend hinzu. Das bedeutet für ihre Schützlinge, loszufliegen.

Über die Alpen

In den letzten vier Monaten haben die Waldrappe so viel gelernt, dass sie nun Mitte August zugbereit sind und zum Vogelzug aufbrechen können. Angestoßen wird der Prozess durch die Ausschüttung von Hormonen. Die Vogelkolonie aus Hödingen fliegt nach Laguna di Ortobello. Dort warten bereits die Waldrappe, die im letzten Jahr hier im Camp aufgezogen wurden. „Waldrappe kommen erst wieder an ihren Geburtsort zurück, wenn sie geschlechtsreif sind“, erläutert Johannes Fritz. Das ist bei den gänsegroßen Tieren, die seit dem 17. Jahrhundert in Europa ausgestorben sind, mit zwei bis drei Jahren der Fall.

Unter Beobachtung

Da jedes Tier einen GPS Sender trägt können sie quasi nicht verloren gehen. Eskortiert von zwei Ultraleichtflugzeugen sollen sie sicher ins Winterquartier gelangen. „Einmal gab es eine Adlerattacke auf einer Etappe über die Alpen“, erinnert sich Bernhard Gönner, der ebenfalls im Team mitarbeitet. Im Oktober müssen sich die Ziehmütter dann von ihrem ‚Nachwuchs‘ verabschieden. „Ich bin glücklich, wenn die Tiere in Freiheit überleben. Das ist das Ziel meiner Arbeit“, ist sich Corinna Esterer bewusst. Mit der Animal Tracker App kann übrigens jeder den Positionen der Vögel folgen.

 

Alle Informationen zum Projekt unter www.waldrapp.eu

 

Dort wird auch bekannt gegeben, ob es 2019 eine neue Aufzucht im Camp von Hödingen geben wird.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Gisela Wieler (Donnerstag, 16 August 2018 08:55)

    Super Aktion. Weiter so