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VALLETTA - EINE SEGWAY TOUR DURCH EUROPAS KLEINSTE METROPOLE

Große und kleine Kräne, rot weiße Straßenabsperrungen und Schilder mit der Aufschrift ‚Opening soon‘ stehen vor unzähligen Gebäuden in den schachbrettartig angeordneten Gässchen und Straßen Vallettas. Doch sie stören den Flair der rund 8000 Einwohner zählenden Stadt nicht wirklich. Die meisten Häuser sind mit bunten Holzbalkonen geschmückt, die farbenfroh über den schmalen Gassen thronen. „Es ist viel im Wandel. Das ‚City Gate Project‘ zeigt es am deutlichsten“, erklärt Matthew, Segway Stadtführer und Journalist. Wir schauen von den Hastings Gardens auf das Stadttor hinunter. Wer sein Segway um 180 Grad dreht, blickt auf die gegenüberliegende Bucht von Sliema und den Marsamxett Harbour mit Manoel Island, einer kleinen Halbinsel mit dem gleichnamigen Fort. Weiße Segelbote kreuzen auf dem bläulich schillernden Wasser.

Los geht´s

Vorbei rollen wir am Stadttor - einem monumentalem Bauprojekt des renommierten italienischen Architekten Renzo Piano. „Die moderne Fassade ist bei der Bevölkerung sehr umstritten“, erläutert der 23-Jährige. Der ‚Zankapfel‘ liegt auf der Republic Street, Vallettas Prachtstraße. Auf der Fußgängerzone ist viel los. Wortfetzen in unterschiedlichen Sprachen sind beim Vorbeifahren zu hören.

Weiter geht es an der Volksvertretung vorbei. Alle haben mittlerweile den Dreh heraus und bewegen sich sicher zwischen den Flanierenden. Über holpriges Straßenpflaster geht es am historischen Theater vorbei, dann aufwärts zur Auberge de Castille. Das prächtige Gebäude aus Kalkstein ist der Sitz des Premierministers von Malta. Die Wege zwischen den einzelnen Regierungsgebäuden sind kurz und mit etwas Glück begegnet man - wie auch heute - Regierungschef Joseph Muscat. Der 43-Jährige wird gerade von einem Bodyguard zur schwarzen Limousine begleitet. Nicht weit entfernt auf dem St. George’s Square steht der Großmeisterpalast aus dem 16. Jahrhundert. Die gehisste Flagge auf dem Dach zeigt, dass auch die Staatspräsidentin Marie-Louise Coleiro Preca anwesend ist. Bei Staatsbesuchen sind keine Besichtigungen möglich.


Im Mix der Kulturen

 Vom nahen Piazza de Valette erklingt Klaviermusik. Ein Straßenmusiker sitzt an seinem weißen Klavier – nicht weit von der zweieinhalb Meter hohen Bronzestatue von Jean Parisot de Valette. Der Ordensritter und Gründer von Valletta hält den Stadtplan und das Siegerschwert in den Händen.

 

164 Jahre prägten auch die Briten den kleinsten EU-Staat, indem heute noch Englisch die Amtssprache ist, links gefahren wird und rote Briefkästen und Telefonzellen neben den Denkmälern von Winston Churchill und Queen Victoria stehen. Malta erscheint nur auf den ersten Blick britisch. Wer sich mit den Maltesern unterhält merkt rasch, dass nicht jeder Einheimische perfekt Englisch spricht. Malti, die zweite Landessprache, ist eng mit dem Arabischen verwandt und die nächstgelegene Hauptstadt ist Tunis. Seit 1964 ist der Inselstaat unabhängig.

 

Die letzten Akkorde verklingen als Matthew seine Gruppe in die Upper Barakka Gardens führt. Das darunterliegende Meer sieht aus wie ein gigantischer blaugrüner Teppich. Ein Frachter durchbricht die spiegelnde Oberfläche. Die sandfarbenen Gebäude der Three Cities auf der gegenüberliegenden Seite glänzen in der Sonne. In den Palmen zwitschern die Vögel, die von den Insel Katzen nicht aus den Augen gelassen werden. Ein Lift führt entlang der alten Festungsmauern hinunter zur restaurierten Waterfront des Hafens.


Kulinarik und Kirchen

Die Segways rollen mittlerweile über den St. John’s Square, an dem viele Straßen Cafes und Restaurants liegen. Die kleinen Terrassen unter den bunten Markisen und Sonnenschirmen laden zum Verweilen ein. Maltas Küche ist mediterran – neben Gemüse und Fisch stehen fast überall die traditionellen Kaninchengerichte auf der Karte. Malta gehört zu den am dichtesten besiedelten Ländern der Welt – Wohnraum ist sehr teuer. „Um die hohen Mieten zu bezahlen, haben viele Malteser einen Nebenverdienst“, erklärt Matthew, der fünf Tage die Woche für einen Zeitungsverlag arbeitet.

 

Dann tauchen die beiden Türme der St. John's Co-Cathedral auf. Alle stellen ihren fahrbaren Untersatz vor dem Renaissance Bau ab. „Die Kirche wurde 1573 unter der Leitung des maltesischen Militärarchitekten Gerolamo Cassar in nur vier Jahren erbaut. Der Architekt hat viele andere Gebäude in Valletta entworfen“, erzählt der Malteser mit den dunklen Haaren. Unter den bunten Marmorplatten ruhen 400 Ritter.

 

„In Malta gibt es über 365 Kirchen. Wir können jeden Tag in einer anderen beten“, lacht der Guide. Man könne praktisch nirgendwo hinschauen, ohne auf ein Kloster oder eine Kirchturmspitze zu blicken – alle bis auf eine evangelische seien römisch-katholische Kirchen.

... Reise Tipps

Unterkunft:

 

Allgemeine Informationen:

  • Liste der lizensierten Fremdenführer
  • Touren mit dem Segway oder Segwaytouren
  • Tolle Ausblicke auf die Halbinsel Valletta gibts für wenig Geld vom Wasser. Mit der Fähre geht es vom Hafen Marsamxett nach Sliema. Eine weitere Fähre verbindet die Waterfront am Großen Hafen mit den Three Cities.
  • Vom Hafen Marsamxett läuft man in rund 30 Minuten außerhalb der Stadtmauern am Meer entlang zurück zum Fort Elmo. Dort befindet sich auch The Malta Experience, wo mehrmals täglich ein 45-minütiger Film (in verschiedenen Sprachen) über das kulturhistorische Malta gezeigt wird.
  • Wer keinen Mietwagen hat, kommt mit den öffentlichen Bussen günstig an fast alle Orte der Insel. Allerdings sind die Busse in der Saison oft überfüllt und halten daher nicht immer an allen ausgeschriebenen Haltestellen.

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